Legasthenie
Legasthenie am Burgy heißt …
Anders wahrnehmen, anders fühlen, anders bewerten
Entmutigung, Hoffnungslosigkeit, Frustration, Misserfolgserlebnisse, Selbstaufgabe, Verzagtheit, Schulangst… Kennen Sie solche Auswirkungen von Lese- und Rechtschreibproblemen bei Ihrem Kind? Ist Ihr Kind schulmüde?
Wagen Sie einmal ein kleines Experiment! Malen Sie auf ein kariertes Blatt Papier einen dicken schwarzen Punkt und fragen Sie dann eine andere Person, was sie sieht. Sie werden oft nur den Punkt genannt bekommen, obwohl die Kästchen viel mehr Raum einnehmen. Hervorstechende Merkmale nehmen wir allgemein deutlicher wahr. Gesehen wird nur noch der dunkle Punkt, in diesem Fall die Legasthenie des Kindes, andere Fertigkeiten und Fähigkeiten können so leicht übersehen werden.
Wir bemühen uns anders wahrzunehmen, anders zu bewerten und haben es uns zum Grundsatz gemacht niemals aufzugeben. Denken Sie an die bekannte Geschichte von den zwei Fröschen, die in einen Milchtopf fallen: Einer gibt auf, lässt sich fallen und ertrinkt. Der andere strampelt tapfer immer weiter bis die Milch unter seinen Füßen zu einem Klumpen Butter wird, auf dem er dem Topf entsteigen kann. Entscheidend ist: Packen wir es an!
Das Burgberg-Gymnasium hatte beim Wettbewerb „legastheniefreundliche Schule“ des Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie im Jahr 2013 den 2. Platz belegt.
Unsere speziellen Angebote für Legastheniker
Mit allen neuen Schülern (Klasse 5 – 10) wird ein Eingangstest (standardisierter Rechtschreibtest) einschließlich qualitativer Fehleranalyse durchgeführt.
Bei Bedarf erfolgt dann die Teilnahme am regelmäßig stattfindenden Förderunterricht, der nach lerntherapeutischen Grundsätzen organisiert ist. In kleinen Gruppen werden de Legastheniker von zwei speziell ausgebildeten Fachkräften betreut. Die Gruppengrößen umfassen bis zu vier Schülern, in Ausnahmefällen auch fünf Schüler. Die Grundlage für die Gruppenzusammensetzung bildet der Rechtschreibtest. Die Schüler werden je nach Schweregrad und Klassenstufe zusammengefasst und erhalten 1 bis 2 Förderstunden pro Woche.
Auf Wunsch kann zusätzlich neben dem Rechtschreibtest auch eine umfassende Diagnostik durchgeführt werden, die aus einem Lesetest und einem Intelligenztest (hierzu wird selbstverständlich erst das Einverständnis der Eltern eingeholt) besteht. Auch ist die Teilnahme am Förderunterricht nicht von der Durchführung der weiteren Tests abhängig.
Durch die Förderstunden entsteht für den Schüler keine zusätzliche zeitliche Belastung, denn sie liegen in der normalen Schulzeit.
Am Ende des Schuljahres findet für die LRS-Schüler eine Überprüfung der Lernfortschrittsentwicklung statt: einerseits durch normierte Testverfahren, andererseits durch die Betrachtung der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit des Schülers.
Gefördert wird in eigens für diesen Zweck ausgestatteten Räumen, die sich im sogenannten Lega-Haus befinden. Das kleine Gebäude liegt etwas abseits von den anderen Gebäuden auf dem Schulgelände und bildet eine „Insel der Ruhe“ im allgemeinen Schultrubel. Hier kann ungestört gearbeitet werden. Der psychologische Effekt einer von den Klassenräumen unabhängigen Förderung kann so genutzt werden, da eventuell erlebte Misserfolge nicht mit den Therapieräumen verknüpft werden.
Unsere Erfahrung
Seit 1974 gibt es am Burgy ein Förderkonzept für Legastheniker, das im Laufe der Jahre auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse modifiziert wurde und wird. Die Schule ist Mitglied im Bundesverband Legasthenie und nutzt dessen vielfältige Fortbildungsangebote.
Unsere pädagogischen Grundgedanken
Wichtig ist uns ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur die Schwächen, sondern auch die Stärken der Kinder berücksichtigt. Kinder sollen wieder ohne Angst lernen und Freude am Lernen bekommen. Bei der Förderung wird auf der Lernstufe angesetzt, auf der sich das Kind gerade befindet. Das unterscheidet unter anderem den Förderunterricht vom reinen Nachhilfeunterricht.
Um ein Kind in seiner gesamten Persönlichkeit zu erfassen, ist der Kontakt zu Eltern und außerschulischen Institutionen unabdingbar.
Der Aufbau des Selbstwertgefühls durch Erfolge bildet eine entscheidende Grundlage. Ein Klima der Anerkennung, Wertschätzung und Achtung von Lehrer zu Schüler, aber auch der Schüler untereinander ist eine Voraussetzung für Lernerfolge.
Unser Förderkonzept
Unter Berücksichtigung der auf verschiedenen LRS-Kongressen vorgestellten Forschungsergebnisse, deren Fazit man kurz so zusammenfassen kann: „Schreiben lernt man nur durch Schreiben“, bildet das lautgetreue Rechtschreibtraining nach dem Förderkonzept von Reuter-Liehr mit dem rhythmisch-silbierenden Wörtertanzen und dem synchronen Sprechschreiben den Schwerpunkt der Förderstunden. Darauf aufbauend folgt im Rahmen der Systematisierung das Regel- und Speichertraining. Parallel dazu wird mit der Lernkartei gearbeitet.
Ergänzend findet noch ein zusätzliches Lesetraining zur Fehlervermeidung, zur Erhöhung des Lesetempos und zum Leseverständnis statt.
Die Stunden sind insgesamt so konzipiert, dass Erfolgserlebnisse erzielt werden können, um dem Schüler eine positive Selbsterfahrung zu ermöglichen. Der Aufbau des Selbstvertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit und die Aufhebung der Misserfolgsorientiertheit sind vorrangig. Lob und Ermutigung sollen die Schüler zu einer eigenen Positivbewertung befähigen.
Unsere weiteren unterstützenden Maßnahmen (Rücksichtnahme)
Speziell für Legastheniker gibt es eine Zeitverlängerung bei Überprüfungen (wenn gewünscht). Arbeitsaufträge bei Klausuren und Klassenarbeiten werden vorgelesen. Auch in der Qualifikationsphase bis zum Abitur ist eine Verlängerung der Bearbeitungszeit von Klausuren möglich. Eine stärkere Gewichtung der mündlichen Leistung (z.B. in Fremdsprachen) stellt Chancengleichheit her.
Bei Abiturarbeiten werden Prüflingen mit festgestellter Legasthenie und absolviertem Förderunterricht Hilfen zum Nachteilsausgleich gewährt: Verlängerung der Bearbeitungszeit, Gewichtung von R-, Z- und Gr-Fehlern als Wiederholungsfehlern. Gegebenenfalls kommen technische Hilfsmittel zum Einsatz, z.B. Laptops.
Unsere Erfolge
Frustrierte, deaktivierte Schüler haben wieder Freude am Lernen bekomme. Schule ist nicht mehr nur negativ besetzt. Legasthenie wird nicht mehr als Makel erlebt. Einerseits steht die konstante Verbesserung der Rechtschreib- und Leseleistung an vorderster Stelle, andererseits aber auch das Erlernen von Strategien, um mit einer eventuellen Restsymptomatik „zurechtzukommen“.
Besuche ehemaliger Schüler zeigen, dass Studiengänge und Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen wurden!
Wir sind anders
Da meistens mehrere Legastheniker in einer Klasse sind, findet keine Ausgrenzung statt, niemand muss sich „dumm“ fühlen. Die Legasthenie wird in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen durch alle Lehrkräfte akzeptiert. Hierzu bietet die Schule internen Informationsveranstaltungen an. Durch die kurzen Wege ist ein intensiver Austausch zwischen Fach- und Förderlehrern gewährleistet. Probleme können sofort geklärt werden. Die Förderlehrerinnen nehmen an allen Konferenzen teil und verfügen über volles Stimmrecht.
Für unseren Informationstext zum Legasthenie-Konzept am Burgy klicken Sie bitte HIER.